Samstag, 22. November 2014

Sakrileg! Die deutsche Dudelpop-Elite ruiniert mein Weihnachtslied!



Warum ich `n tierischen Hals auf die deutsche Version von "Do They Know It's Christmas" hab.

1984. Im Sommer war ich mit meiner Mutter und meiner Schwester aus Werne-Stockum am Rand des Ruhrgebiets nach Niederense an der Grenze zum Sauerland gezogen, hab all meine Freunde zurückgelassen, war neu auf dem Gymnasium und erst mal ziemlich allein auf weiter Flur. War aber nicht weiter schlimm, neue Freunde hab ich relativ fix gefunden, außerdem hatte ich meine Carrera-Bahn und mein Atari VCS 2600. Fortan lebten wir in einem schönen großen Haus mit Garten, mein Zimmer dekorierten gerahmte Schwarz-Weiß-Kopien aus Geografie-Sachbüchern und eine riesige Disneytapete. Ich liebte Depeche Mode. Und Duran Duran, Culture Club, Spandau Ballett, The Police, Tears For Fears, Billy Idol, Madness. Meine Helden! Mann, hatte ich einen Respekt vor denen, für mich waren das die allergrößten und allercoolsten. Mit den allertollsten Songs der Welt. Von The Cure und The Smiths hatte ich noch nichts mitbekommen. Mir gefielen später auch die Hi-NRG-Produktionen von Stock, Aitken & Waterman, die hatten so einen schönen Drive und wunderbar harte Basslinien. Konnt‘ ich ja als Kind nicht ahnen, dass die SA&W-Hitschmiede einzig allein darauf abzielte, Gewinne einzufahren und mit Musik als Kunstform oder Ausdruck wie auch immer gearteter Emotionen nichts am Hut hatte. Mir hat’s trotzdem eine Heidenspaß gemacht, zumal damals trotz allen Mainstream-Kalküls stets eine gewisse Leichtigkeit und Experimentierfreude mitgeklungen ist, die heut im Schema-F-Funk undenkbar wär. Würd ich auch nie leugnen, dass mich der Radio-Pop von damals entscheidend geprägt hat, und auch heute noch leg ich immer wieder gerne auf 80er-Partys auf oder hör die alten Gassenhauer beim Joggen auf meinem Iphone. Natürlich nicht nur, aber auch.

Mal Sondocks Hitparade und Formel Eins (mit Peter Illmann, Ingolf Lück und Stefanie Tücking) waren das Maß aller Dinge. Es gab sonst so gut wie keine Möglichkeiten, neue Musik zu entdecken. Bravo und Pop Rocky, ja, die gab’s auch. Irgendwann kam dann „Do They Know It’s Christmas“ in die gute Stube geschwappt. Spitzen Pop-Song. Passte perfekt zu sorglosen Weihnachten Mitte der 80er, mit seiner kaminfeuer-gewärmten dörflich-verschneiten Behaglichkeit. Weihnachten hat für Kinder ja eh einen völlig anderen Stellenwert, Weihnachten war das größte! Geschenke gabs ja auch noch. Daran erinnere ich mich jedes Jahr gern zurück, auch ohne Schnee. Ich bekam mit, dass die Nummer für einen guten Zweck aufgenommen wurde, um Geld für hungernde Menschen in Äthiopien aufzubringen. Toll, dachte ich. Als ich das erste Mal das Video zum Song sah, hatte ich bestimmt Gänsehaut, ganz genau weiß ich das nicht mehr. Ich war auf jeden Fall total aufgeregt, all meine Stars, da kamen sie zusammen, am Anfang des Clips, im Blitzlichtgewitter, auf dem Weg ins Studio. Wenn ich groß bin, dann werd ich auch mal Popstar, muss das schön sein. Und man kann nebenbei auch so viel Gutes tun. 

Die erste Strophe beginnt mit Paul Young. Den verehrte ich zwar nicht so ikonisch, aber cool war der allemal, schließlich war er berühmt. Dann Boy George. Ich weiß nicht, wie oft in mir im Alter zwischen acht und zehn das Bedürfnis aufkeimte, gegen meine Erziehungsberechtigten zu rebellieren, aber wenn, dann würd ich gern so sein wie Boy George. Der war anders, der machte, was er wollte. Zumindest sah er so aus. Dann Phil Collins. Phil Collins spielt die Drums. Weiter geht’s mit George Michael, Simon Le Bon übernimmt. Apropos: Vor zwei Jahren habe ich es mir nicht nehmen lassen, zu Duran Duran in die Westfalenhalle 2 zu fahren. Na klar, wegen der alten Hits. Ich war alleine dort, aber hatte Spaß für 60 Euro. Das nebenbei. Simon Le Bon singt „a world outside your window“, Sting gesellt sich dazu, zweistimmig, “and it’s a world of dread and fear”. Dann Tony Headley von Spandau Ballett, kurz darauf Bono, ohne blöde Brille, dafür noch mit Kicker-Matte, und so weiter und so weiter. Hier ist sie, die Creme de la Creme aller Topstars, die in meinem präpubertären Kosmos von Bedeutung waren, und dann steigen auch noch die anbetungswürdigen Mädels von Bananarama, in die wohl jeder heterosexuelle 10-jährige damals ein bisschen verknallt war, aus einem weißen Golf, um pünktlich beim knapp 2-minütigen Überchorus mit am Start zu sein. Alle Mann: „Feed the wooooooorld, let them know it’s chistmas time“. Ganz im Ernst, ganz groß. Wunderschön. Und für mich untrennbar mit Weihnachten verbunden. Genau wie „Last Christmas“, mach ich gar keinen Hehl draus.

Vielleicht ist der Song rückblickend auch total cheesy und doof, das werd ich wohl objektiv nie mehr beurteilen können, aber egal, diese Nummer ist Teil meiner Biographie. Jedes darauffolgende Jahr, zumindest bis zum Einsetzen der Pubertät, wo jede persönliche Weltordnung ja ein bisschen aus den Fugen gerät, gab’s kein Weihnachten ohne diesen Song. Und seit den 90ern auch wieder. Muss einfach sein, kann man nix machen. Und auch wenn Joe Strummer mal behauptet hat „It’s the song not the singer“ – „Do They Know It’s Christmas“ hat seine Daseinsberechtigung ausschließlich in der Version von 1984, nur mit den damals Beteiligten und nur mit dem ursprünglichen Sound. Schon der erste Neuaufguss von 1989 mit Kylie Minogue, Bros, Chris Rea und trotz abermaligem Engagement von Bananarama hinterließ bei mir nur ein müdes Schulterzucken. 

Alle Jahre wieder passiert das nun leider regelmäßig.

Also, ich hinterfrage hier nicht die Ambitionen des Charity-Gedankens als solchen. Wenn dadurch humanitäre Krisen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und geholfen werden kann, dann wunderbar. Ob es da nicht vielleicht doch elegantere Wege gibt, als einem schönen, alten Klassiker derlei Gemeinheiten zuzufügen, lass ich mal dahingestellt. Ob Sir Bob die diesjährige Neuauflage ausschließlich aus ritterlicher Motivation lanciert oder nur mal wieder etwas frische Presse braucht, auch. Ich reg mich hier nur gezielt darüber auf, dass einer meiner Lieblingssongs aus den 80ern nun endgültig einer kulturellen Tragödie anheim gefallen ist. Denn nun gibt es das gute Stück auch auf deutsch. 

Zum 30-jährigen Jubiläum, so der perfide Plan des Herrn Geldof, sollte es neben der traditionellen englischen Variante, die sich dieses mal mit dem Ebola-Virus in Westafrika auseinandersetzt, auch jeweils eigene Versionen für Frankreich und Deutschland geben. Und als hätte man es schon geahnt, Hauptorganisator für die deutsche Variante ist Andreas Frege, besser bekannt als Campino, Sänger der Schlagerrockband „Die Toten Hosen“, die früher mal was mit Punk zu tun hatten, mittlerweile aber nur noch den Soundtrack für CDU-Parteitage oder promilleselige Provinzvolksfeste liefern dürfen. Laut Campino war es recht mühsam, die Schar mitwirkungswilliger Barden zusammen zu bekommen, befürchteten doch einige von ihnen einen Imageschaden. „Hmmm“, könnte man meinen, der Zug ist doch längst abgefahren. Oder hatte er gar bei international relevanten deutschen Acts wie Notwist, Kraftwerk oder Rammstein angefragt? Natürlich nicht, es sind die üblichen Echopreis-erprobten Verdächtigen. Aber, hey, ist schon in Ordnung, wenn’s doch der Sache dient, könnte man denken. Aber, verdammt noch mal, das ist nicht in Ordnung. Wenn Campino schon dazu aufruft, den Song trotzdem zu kaufen, egal ob er einem gefällt oder nicht, wenn sich quasi schon im Vorfeld, bevor das Ding überhaupt draußen ist, dafür entschuldigt wird, dass die deutsche Version vielleicht doch nicht so ganz gelungen ist, nur, damit man den guten Zweck unterstützt, dann ist das schon bezeichnend. Wenn die deutsche Formatradio-Elite sich versammelt, dann erwarte ich doch zumindest handwerklich ein gewisses Niveau, auch wenn es mit meinem privaten Musikgeschmack völlig kollidiert, aber ein gewisses Maß an Professionalität muss doch drin sein. 

Aber mitnichten, hier die ersten Zeilen des Textes, an dem, man möchte das gar nicht so recht glauben, Thees Uhlmann, Marteria und Campino bis tief in die Nacht geschraubt haben, mit Anmerkungen:

Endlich wieder Weihnachtszeit (okay, als Einstieg akzeptabel, weil themenbezogen)
die Nerven liegen so schön blank (buuuh!! Und dann auch noch der oberdröge Fatzke Poisel)
egal ob’s regnet oder schneit (Schülerbandlyrikpreisverdächtig!)
wir treffen uns am Glühweinstand (hach, wie schön…)
Wir vergessen unsere Nächsten nicht, kaufen all die Läden leer (Quatsch, wie jeder weiß, kauft man heut im Internet, höhö)
Die ganze Stadt versinkt heut Nacht im Lichtermeer (bla bla bla… und Jan Delay beweist endgültig, dass er nicht für 5 Cent singen kann, nicht mal diese popelige Zeile).

Dann ein unerträglicher Rap-Part.
 
Dann wieder Pathos und Allgemeinplätze. 

Ich vermute, das Autorenteam von Helene Fischer, so banal und einfältig deren Machwerke auch sein mögen, hätte da weitaus mehr rausgeholt als die hier Versammelten.

Zugegeben, auch das Original hatte lyrische Aussetzer („where nothing ever grows, no rain, no rivers flow“), aber die stehen in keinem Verhältnis zu dem hier verbrochenen Phrasengedresche („Der Tod kennt keine Feiertage“,“Wir feiern unsere Feste, doch wir sehen nicht wie sie fallen“). Mein lieber Schollimofski. Der Ur-Song hat zudem eine bemerkenswerte, pop-untypische Struktur. Intro, Strophe, Strophe, die wie `ne Bridge klingt, längere Strophe, die wieder wie `ne Bridge klingt, dann tatsächlich `ne Bridge, dann Hinleitung zum Chorus, der aber nicht kommt, dann C-Part, dann wieder die Hookzeile, dann geht’s runter und dann der längste Chorus der Welt mit Lifts, dass es eine wahre Wonne ist. Macht aber alles Sinn und funktioniert als Song, weil es stetig bergauf geht und alles aus einem Guss kommt. Das deutsche Pendant plätschert nur im seichtesten Fahrwasser des Originals vor sich hin und wirkt hilflos zusammengeschustert. Der lahme Beat tut sein übriges.

Das braucht echt keine Sau. Und wo zur Hölle sind eigentlich Scooter? Warum schreibt man denn keinen eigenen Song? Geldof ruft, alle im Gänsemarsch hinterher. Muss doch nicht sein. Den neuen Song würd ich mit hundertprozentiger Sicherheit auch kacke finden, aber das wär ja okay. Wenn der dudelmuckenaffine Durchschnittshörer dadurch sein Gewissen beruhigen kann und nebenbei ein paar Cent zur Linderung humanitärer Probleme abzwackt, ist da erst mal nichts dran auszusetzen. Dann hätte man mit  frischem Text auch mal alle nicht-christlichen Zeitgenossen, die mit Weihnachten nix am Hut haben, mitnehmen können. Na ja, wie heißt es? Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht, in diesem Fall aber wohl auch schlecht geklaut.

Ich appelliere an jeden halbwegs mündigen Musikhörer da draußen: Bitte kauft diesen Scheißdreck nicht. Spendet lieber direkt an Ärzte ohne Grenzen, Oxfam, Unicef… whatever, zumal nur ein Teil des Betrags an den Band Aid Charity Trust geht, den Großteil bekommen Itunes, Amazon, Plattenfirma und Co!!

Nur mal so am Rande, gibt bestimmt viel wichtigeres. Tschüsskes!


#bandaid30 #dotheyknowitschristmas #campino #schlecht #keinpunkrock #bandaiddeutsch






Freitag, 24. Oktober 2014

50 Gramm Butter oder darf’s auch etwas mehr sein?



Meine Erfahrung beim ZDF-Quiz-Champion (ausnahmsweise mit Großbuchstaben, der erweiterten Zielgruppe wegen).

Hmm, das ist jetzt unangenehm. Seit über 10 Jahren steh‘ ich mir als DJ fast jede Samstagnacht in irgendeiner Disco zwischen Schmallenberg und Bielefeld bis morgens um halb sieben die Beine in den Bauch, was es mir unmöglich macht, mich sonntags für Formel 1 zu begeistern. Ich hab keinen blassen Schimmer, dass Sebastian Vettel seinen Boliden weibliche Spitznamen gibt. Franzi van Almsick weiß es. 80% aller halbwegs sportinteressierten deutschen Männer bestimmt auch. Ich nicht. Setze aufs falsche Pferd, Ludger Beerbaum. Find ich logischer, ist aber falsch.

Und zack lieg ich hinten.

Gleich nach der ersten Frage. Psychologisch echt nachteilhaft, so ein früher Rückstand. Meine Psyche und ich, das ist eh so eine Hassliebe. Regelmäßig haben wir uns in der Wolle. Um den Kopfzirkus abzuschalten, der seit der Gewissheit, dass ich nun im offiziell härtesten Quiz Deutschlands mit raten darf, in meinem Schädel gastiert, hab ich mir en passant ein latentes Alkoholproblem antrainiert. Die letzten vier Wochen vor der Aufzeichnung gipfelten in einem rockyesken, Beautiful-Mind-Style-mäßigen Vorbereitungs-Marathon, der Schlaf nur ab einem gewissen Promillepegel zuließ. Erst, wenn der Schalter von "Shit, ich pack bestimmt noch nicht mal die Schnellraterutsche" auf "Klar räum' ich ab, ich hab im letzten Jahr 134.000 Quizfragen beantwortet, hallo?" umgelegt war, konnt' ich schlummern.

Leider sollte sich dieses bewährte Konzept ausgerechnet in der letzten Nacht vor der Show als fatal irrtümlich herausstellen.

Übrigens, die Show, von der ich rede, heißt „Der Quizchampion 2014“ und ist eine sehr niveauvolle Fernsehspielshow im ZDF. Eine Minute, sieben Fragen beantworten, weiterkommen, dann mehr wissen als fünf Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten (in meinem Falle wären das Wigald Boning, Dr. Eckhardt von Hirschhausen, Franzi Van Almsick, Stefan Herrmann und Professor Guido Knopp, als Koryphäen für Erdkunde, Natur, Sport, Ernährung sowie Neuere Geschichte). Hat man die besiegt, darf man hoffen, dass das in jeweils drei Sendungen pro Staffel sonst niemand schafft, sonst muss man sich am Ende auch mit dem- bzw. denjenigen messen, je nachdem, wie vielen das gelingt. Johannes B. Kerner moderiert den Spaß.

Was für ein Horrortrip. Einen Tag vorher angereist, auf eigene Kosten, und auf das ruhigste Zimmer bestanden, weit, weit weg vom Fahrstuhl. Anderthalb Pullen Wein, zwei kleine Jägermeister, zwei Pullen Pils. Keine Chance. Das Herz pumpt wie ein Presslufthammer, die Schweißdrüsen wie ein defekter Rasensprenger. Zu allem Überfluss ein Nichtraucherzimmer, in dem man das Fenster nicht öffnen konnte und zum Heimlich-Rauchen den Qualm in die Badezimmerlüftung blasen musste. Die Uhr tickt unbarmherzig. Um zwei dachte ich noch frohen Mutes "Alter, du hast jetzt noch 11 Stunden, wenn das mal nicht reicht." Ab drei Uhr Atemübungen probiert und Entspannungsparolen in Großbuchstaben vor mich hingedacht, und immer, wenn ich wirklich das Gefühl hatte, dass ich jeden Augenblick einschlafen würde, war ich in einem Sekundenbruchteil so dankbar und begeistert darüber, dass ich sofort wieder hellwach war. Geht's denn noch?

So läuft das blöderweise ständig ab, ich nenn das mal laienhaft "Terminpanik". In der Nacht vor dem Casting für die Quizduell-Show mit Jörg Pilawa in Hamburg, hatte ich, neben dem üblichen Spritkonsum, auch noch zwei Schlaftabletten eingeschmissen, die aber, außer einem diabolisch zuckenden Schulterblatt, einem kreidebleichem Teint und einer nebelummantelten Tranigkeit, auch nix bewirken konnten. Gegen kurz nach sechs entschied ich, da ich jetzt mit Sicherheit nicht mehr pennen werde, mir ein Zimmer im Hotel zu nehmen, in dem das Casting stattfand, mit einem Affenzahn in zweieinhalb Stunden nach Hamburg zu brettern, um wenigstens dort noch ein paar Minuten den so wichtigen R.E.M.-Schlaf nachzuholen. Die Tabletten wirkten zwar nicht wie gewollt, aber sie wirkten. Kamikaze. Das Casting war erfolgreich, wir, ein Team aus vier smarten Dudes, die ich über Facebook kennen gelernt und zuvor noch nie getroffen hatte, hatten auch schon eine sichere Zusage bekommen, aber wurden, warum auch immer, wieder ausgeladen. Ende August klingelte dann während eines Videodrehs in Leipzig mein Handy, und eine Dame der Castingfirma fragte mich, ob ich nicht Bock hätte, beim Quizchampion mitzumachen.

Kurz überlegt, ins Fernsehen will ich nicht so gern, beim Quizduell wären wir im Team gewesen, so stünde ich nun allein auf weiter Flur. Und dann gibt’s ja auch noch diese Einspielfilmchen, Kurzportraits, die in zwei Minuten suggerieren sollen, dass ich ein toller Typ bin. Bin ich ja gar nicht. Interessante Hobbys hab ich auch nicht. Und was, wenn ich während der Show  unüberlegt irgendwas doofes sage und meine sorgsam aufgebaute, musikalische Indie-Integrität, die außer mir vermutlich eh keine Sau interessiert, durch eine unüberlegte Aussage vor die Wand fahre? Ich erinnere mich zum Glück an Elf, den Slime-Gitarristen, der bei Günther Jauch 16.000€ abgesahnt und keinen Image-Schaden für seine Band verbuchen musste. Ich sage zu, aber sicherheitshalber bitte ich darum, dass die Bands, in denen ich mitspiele, namentlich nicht erwähnt werden. Bei all diesen paranoid angehauchten Überlegungen, die meine Entscheidungen beeinträchtigen, siegt am Ende die romantisierte Vorstellung, auf Top- Level, unter Profi-Bedingungen an einem  Tisch mit Riesen-Touch-Screen zu zocken, mit `nem fetten Buzzerknopf, der laut trötet und ein grelles Lauflicht auslöst, wenn man drauf haut, über die vermeintliche Angst etwaiger Kredibilitätseinbußen aufgrund der öffentlich-rechtlichen Zurschaustellung meines Charakters. Denn: Seit 1985, als Trivial Pursuit unterm Weihnachtsbaum lag, bin ich Quizspielen hoffnungslos verfallen. Da es bei den Bundesjugendspielen nie für mehr als eine Siegerurkunde reichen sollte, konnte ich wenigstens beim Quizzen punkten. Musik, Filme, Geschichte, Geografie, das bockt. Vor allem Pop- und Jugendkultur seit Kriegsende und ihr Einfluss auf das politische und gesellschaftliche Leben, Geschichte des 20. Jahrhunderts, 80er, 90er, amerikanische Präsidenten, flotte Erfindungen, Hauptstädte, fremde Länder, Fremdworte samt Ursprung, etwas Flaggenkunde, Nazi-Kram (Nein, ich bin nicht rechts) und jede Menge Nerd-Stuff, `n Batzen Spezial-Wissen wie z.B. über die Simpsons, Depeche Mode, JFK, James Bond, Tales From The Crypt oder 8-Bit-Computerspiele. Meine Schwächen sind Bio, Chemie, Physik und Sport. War ich schon in der Schule ganz schlecht drin und fand ich immer boring. Wenn ich wat nicht weiß, nervt mich dat, und ich muss es sofort nachschlagen, früher im Brockhaus, heut im Netz, Smartphones sei Dank. Beim Quizduell hab ich es bis Platz 14 geschafft, dort fast 6000 Spiele (à 18 Fragen) gezockt, hab eine Top-400-Gruppe auf Facebook gegründet, um nur noch gegen die Elite zu daddeln, bin dann, aufgrund des ungerechten, demotivierenden und benagelten Punktesystems, zu QuizUp gewechselt, wo ich innerhalb kürzester Zeit diverse Top Tens erklimmen durfte. Ja, ja, ich bin schon `n patenter Ratefuchs. Warum also die Panik?

Als ich um fünf immer noch keine Sekunde hatte schlafen können, verlor ich ein bisschen den Verstand. Tick, tock. Acht Stunden Nachtruhe wären noch möglich, so die Theorie. Aber nun meuterte mein Magen, und allmählich verpuffte auch der letzte Restalkohol in meiner Blutbahn und wich einem kleinen Kater nebst unerträglich schlechter Laune. Ich will nach Hause. Obwohl ich öffentliche Zuneigungsbekundungen hochnotpeinlich finde, meiner Freundin, die die ganze Zeit unerschütterlich und ohne zu Murren an meiner Seite gestanden und mich ermutigt hat, gebührt hier ein virtueller Erste-Klasse-Coolness-Orden mit goldenem Bändchen. Danke dafür.

Um neun dann Frühstück. Ein paar Smacks runtergewürgt, etwas Obst, Quark, ja nichts festes, nix zum kauen, husch husch wieder aufs Zimmer, hey, vielleicht penn ich ja noch 3 Stunden und 37 Minuten, bevor das Shuttle zum Studio kommt, yeah, Let’s Do It! Aber als hätte ich es geahnt, das haut leider nicht hin wie geplant.

Okay, hilft alles nix, es geht los.

Maschine an, 9 Stunden wachbleiben, Countdown läuft, eiskalt duschen. 5-Minuten-Terrine Spaghetti-Bolognese mit einem Teelöffel hinunterwürgen, Kreislauf auf Kurs halten, mich halbwegs kontrolliert durch diesen Irrgarten aus Ungewissheit, Spaß und Panik navigieren.
Schnellfragerunde. Überstehen! Mein unerschütterliches Überdogma seit Ende August: Schnellfragerunde überstehen ist Pflicht, der Rest ist Kür.

Ich werde vom Hotel zum Studio (knapp 100m) geshuttlet, dort ist alles erst mal erfreulich cool. Alle Anwesenden, Crew und Kandidaten, sind mir ausgesprochen sympathisch, nette, kluge Menschen, keine Zwangs-Intellektualisten, ich fühle mich wohl, plaudere, versuche dabei allen nebensächlich auf die Nase zu binden, dass ich nicht geschlafen habe, in der Hoffnung, sie würden das selbe von sich behaupten, trinke einen Cappuccino nur halb, weil ich befürchte, er könnte verdauungsanregend sein. Ein Redaktionsmitarbeiter weist darauf hin, dass hier wirklich nur die absolute Quiz-Schickeria versammelt sei, die Besten der Besten, schmeichelhaft. Obst, Pudding und Salat runterlutschen, der Gedanke an feste Nahrung lässt mich ein bisschen würgen. Die sogenannte Stellprobe geht los, Mikro-Check, eins, zwo, Proberunde zocken und dann das, was ich durch emsiges Touren seit 15 Jahren nur zu gut kenne: Waaaaaaaaaaaaaaarten!

„It’s all downhill from here!“. Ich vertraue auf Cortisol und Adrenalin, viel trinken, viel pinkeln, viel schmeuken.

Vier Duellanten werden hinter die Bühne begleitet, ich gehöre dazu. Während ich den Auftritt der ersten beiden Kandidaten, einem tiefenentspannten Professor (der komplett aus der Sendung geschnitten wurde) und Annegret aus Leipzig verfolge, sage ich noch zu Florian, meinem Mitstreiter, dass bei schwierigen Fragen die naheliegende Antwort in der Regel falsch ist. Die Experten kommen, ich gehe auf und ab, Müdigkeit gibt’s nicht, ich bin aufgeregt, aber hab auch total Bock und freu mich trotz aller heutigen Widrigkeiten.
Der Professor scheitert in der dritten, Annegret in der ersten Runde. Die Schnellfragerunde meistern beide. Das ist der Maßstab.

Ich bin dran. Mein Einspielfilmchen läuft, ist zum Glück ganz schick geworden, ich weiß nicht, ob auf den Untertitel „wollte nie etwas anständiges lernen“ hätte verzichtet werden können, denk aber, passt schon, stimmt ja. Als ich durch den orangenen Tunnel Richtung Bühne gehe, habe ich das Gefühl als verlasse ich meinen Körper und könne mich dabei von außen beobachten. Abgefahren. Ob das schon tantrisch ist? Keine Ahnung, in diesen fünf Sekunden, die ich aus der Röhre heraus vor das Publikum trete, das, nicht wie üblich unter mir vor der Bühne, sondern, Kolosseums mäßig, von oben herabschaut, bis zur Begrüßung Herrn Kerners, bin ich gerade der uneingeschränkte Mittelpunkt der Welt. Hier in Berlin Adlershof.

Nun steh ich da. Allein auf dem großen, weißen Stern in der Mitte der Arena, Herr Kerner tritt zurück, alle Scheinwerfer auf mich. Und los geht’s! Here it is: Die berüchtigte Schnellfragerunde!

Und die beginnt so: Frage: „Wieviel Gramm entsprechen einem halben Pfund Butter?“. Meine Antwort: „Fuffzich“. Ein Raunen geht durchs Publikum. Was geht denn hier ab? „Fuffzich“? Keine Ahnung, vermutlich interpretiert mein Unterbewusstsein Butter heute mal anders und ekelt sich vor so einem dicken Klumpen Milchfett. Was weiß ich?! Ich bin noch nicht auf Spur, verreiße noch weitere Fragen, schaffe es aber in den letzten Sekunden mit dem Begriff Doping und beantworte dann noch eine achte Frage nach Neuseelands Hauptstadt korrekt. Endlich. Das Schlimmste überstanden, mit Ach und Krach. Hypophyse. Klar, im Kopp. Wat sach ich? Thalamus? Egal. Es geht nach vorne. Ich möchte was trinken, am liebsten  „‘n Bierchen“. Das bekomme ich,  mir geht es besser. Ich bin bereit. Dann verreiss ich die erste Frage und gerate in Rückstand. Sport ist, wie gesagt, nicht meine Paradedisziplin, abgesehen von, und darauf hoffe ich in meinem naiven Zweckoptimismus insgeheim, internationalen Fußballturnieren, Olympischen Sommerspielen, End 80er/Früh 90er-Wrestling-Ikonen und Fakten, die historisch halbwegs relevant sind. Die Frage nach dem Coupe Joules Rimet hätt ich gewusst, und sogar den Namen des Hundes, der 1966 jene Trophäe, nachdem sie gestohlen wurde, unter einem Busch ausgebuddelt hat. Pickles hieß der. Ein kleiner, putziger Mischling, für den es anschließend ein Staatsbankett gab, bei dem er alle Teller ablecken durfte. Während meines mehrwöchigen Trainings-Wahnsinns hab ich mich mit diversen Tabellen rumgeplagt, um das versäumte zumindest bruchstückhaft zu kompensieren, so hab ich z.B. die Gewichtsklassen im Boxen auswendig gelernt, wobei ich dann auch auf die Herkunft des Wortes "Bantam" gestoßen bin. Hühnerrasse! Und dann kommt genau die Frage in der nächsten Runde bei einem anderen Kandidaten. Verflixt, warum war das nicht meine Einstiegsfrage?

So ist das Spiel. Wenigstens weiß ich die beiden Fussifragen, Frau van Almsick leider auch.

2:3. Aus. Ende. Vorbei. Das war’s.

Viele Gefühle, das beherrschende: Erleichterung. Den Wahnsinn überstanden. Und die Schnellfragerutsche. So weit, so cool, erst mal eine rauchen. Im Backstage schauen sich die bereits ausgeschiedenen mit den noch wartenden Kandidaten die nächste Runde an, in denen der Quiz-Übermensch Holger Waldenberger mit einer unfassbaren Abgeklärtheit und latent arroganter Chuzpe einen Durchmarsch zur Champions-Lounge par excellence abliefert. Wow! Was ein Statement. Respekt! Danach Dr. Florian Steiner, dem ich nun die Daumen drücke, aber wie ärgerlich für mein Ego und meine just wieder halbwegs auf Kurs gebrachte Laune, wieso sind denn seine Fragen jetzt genau die Fragen, die ich so gern gehabt hätte, bitt‘ schön? Lindbergh, New York – Paris, klar, Adenauer beim Bocciaspielen am Comer See, wer denn sonst? Selenologisch! Selbstverständlich, hat immer wat mit Mond zu tun! Elisabeth I. bis Elisabeth II., easy peasy! Ernährung: Heimlich-Manöver, kenn ich auch, so heißt ein Song von Interpol, grüne Farbe, Pistazien. Und die beiden Sportfragen: Yellow Submarine, Hilfe, jetzt auch noch ein Musikthema, kinderleicht, und dann eben die Frage nach dem Bantam-Hühnchen. Hmmpf. Ich resümiere: Was ein Pech!

Ja, das Ego ist verletzt, okay, man will ja auch zeigen, dass man was drauf hat. Warum hab ich nicht lieber Sebastian Vettel gegoogelt statt Bertha von Suttner? Hab ich nicht, also warum den Kopf zerbrechen? Die beiden, die nach der ersten Sendung  in der Champions-Lounge sitzen, die sitzen da absolut zurecht, denn obwohl mir einige höchste Berge bekannt sind, den Ben Nevis kannte ich genau so wenig wie die hannoverische Bier-Korn-Spezialität Lüttje Lage und den rüttelnden Turmfalken, und das Finale gegen Dr. Florian Steiner und den mehrfachen Europaquiz-Champion und beruflich quizspielenden Holger Waldenberger, die da nun hoch droben auf dem weißen Sofa thronen, das muss man auch erst mal gewinnen. 

Im Hotel trinke ich noch ein Bier mit Kandidatin Julia, ihrem Freund Mike und Annegret aus Leipzig, gegen die ich übrigens schon, ohne es zu wissen, diverse Quizduelle gespielt hatte und die leider auch in der ersten Runde gescheitert ist. Ich schlafe halbwegs selig ein, wache aber nach zwei Stunden auf und frage mich, ob ich mich da jetzt blamiert habe. Ob dann bei Ausstrahlung die Besserwisser, zu denen ich ohne Frage auch immer gehört habe, zuhause sitzen und vor sich hin murmeln: „Ludger Beerbaum, wie blöd ist der denn? Die hießen doch Goldfever, Chiara und Zinedine, Pferde heißen doch nicht Heidie oder Mandy. Tss“. Was für ein Quatsch, solche Befürchtungen überhaupt zuzulassen, völlig latte, was andere denken, aber trotzdem blockieren derartige Gedanken gerade meinen gesunden Verstand und lassen mich wieder nicht weiter schlafen. Es ist ein Kreuz.

Vielleicht soll es aber auch nicht sein, das mit den Quizshows, denke ich. 2003 war ich mal bei Wer wird Millionär, und obwohl ich als erster vier Hunderassen geografisch zuordnen konnte, kam ich nicht auf den Stuhl, weil eine Dame, deren Namen ich hier tunlichst vermeide zu erwähnen, sich beschwerte, dass ihre Knöppe nicht funktionieren würde. Daraufhin hab ich damals auch einen Blog geschrieben, der mir dann, als ich mich so richtig schön in Rage geschrieben hatte, eine Anzeige wegen Beleidigung sowie 300€ Strafe eingebracht hat, weil besagte Dame irgendwann auf die Idee gekommen ist, ihren Namen zu googeln, und der einzige Eintrag, den sie fand, war mein Blog und ihr Name mit dem bösen, knapp zwanzigsilbigen Adjektiv, das ich mir für sie hatte einfallen lassen. Das hat mich schon ein bisschen amüsiert und ließ die 300€ Verlust verschmerzen. Gute Story für jede Party. Egal, ich bin zu Hause.

Ein Alkoholproblem hab ich dann doch nicht, ich schlafe wie ein Baby, neun Stunden am Stück. Tags darauf bin ich wieder geerdet, kein Frust, kein Gram. Was hülfe es auch? Dieser flüchtige, rauschähnliche Moment nach der ersten Runde, der kurze Weg vom Stern zum Pult, als diese zentnerschwere Last diesem klitzekleinen persönlichen Triumph weicht, der war dufte. Dafür hat sich’s schon gelohnt. Und für den dicken Buzzer!

Weitergequizzt wird auf alle Fälle, ob irgendwann mal wieder vor laufenden Kameras oder nur auf der Couch. Wer mich fordern möchte: Mein Name, sowohl bei QuizUp als auch bei Quizduell, ist „How To Loot Brazil“ (ohne Anführungszeichen).

#quizchampion #derquizchampion2014 #quiz #quizblog #zdf #zdfquiz

Freitag, 15. Juni 2012

mucke-tipps!

moinsen,

ganz stumpf einfach mal als "mucke-tipps!" überschrieben, gibt's heut ein paar empfehlungen von mir als berufsbedingten vielhörer mit hammer-geschmack (ja, ja!)

es gibt 3 kategorien::

1. drei mal neu und steil
2. ein mal classic 
3. ein mal kotzen, bitte!


1. drei mal neu und steil!

wolln wa gar nich lang fackeln, mein erster tipp für dieses wochenende ist die neue MAXIMO PARK namens "the national health". top scheibe, sag ich euch, wer hätte das gedacht, nachdem das letzte werk doch nur eher ein müdes schulterzucken hervorgerufen hatte. sehr abwechslungsreich mit großartigen, ausgefuchsten melodien, und selbst halb-balladen, bei denen ich eigentlich per se kotzen muss, es sei denn sie kommen von depeche mode oder den schmidts, sind allererste sahne, z.b. "reluctant love". die beiden top songs sind der titeltrack und das unwiderstehliche "until the earth would open", das quasi nur aus refrains besteht.

maximo park - until the earth would open - auf youtube

weiter geht's mit karl lagerfelds neuer lieblingskapelle. bei markus lanz hat der grand signeur des feschen fummels die jungs beschrieben als "beach boys, aber völlig was anderes" (oder so ähnlich), und da muss ich ihm recht geben. DJANGO DJANGO aus edinburgh unterhalten mit mehrstimmigem chorgesang und instrumentalem einfallsreichtum. erinnern hier und da an EVERYTHING EVERYTHING, nur weniger verkopft. auf die volle distanz etwas eintönig (für meinen geschmack), aber trotzdem zu empfehlen, relaxte scheibe für zwischendurch, vor allem ette hier:

django django - hail bop - auf youtube

kommen wir nun zum highlight: der nimmermüde dave lombardo ist wieder fleißig, und es ist ein fest! auch wenn der sound nicht mehr ganz taufrisch aus den boxen prügelt, was sich der SLAYER-trommler zusammen mit WAR (ja, genau die WAR, "low rider", cheech und chong und so!!!)-bassist pancho tomaselli und CIVIL DEFIANCE-gitarrero gery nestler da mit seiner neuen combo PHILM aus den hüften schüttelt, bläst euch um, leude! irgendwo zwischen helmet, quicksand, melvins und killing joke! total 90s, aber latte! das hier hat extrem dicke klöten, groovt wie sau und macht einfach nur bock, ach, was lamentier ich hier noch lange rum, zieht's euch rein:

philm - mitch - LIVE - auf youtube  (leider ohne den genialen schlusspart der platte)

oder das düstere philm - held in light - auf youtube - alexander klaws fände das, hätte er so was wie geschmack, mit sicherheit "gänsehautreibend"!

2. ein mal classic

musik für den sonnenuntergang am schneeweißen karibikstrand, piña colada auffe faust und träumen. mit der anderen hand einen teckel-mischling am kopp kraulen, perfekt:

entombed - chief rebel angel - auf youtube

3. ein mal kotzen, bitte!

was für ein beschissener deutsch-schlager-murks, oder? 

die toten hosen - tage wie diese - auf youtube

bis die nächte!

Mittwoch, 16. Mai 2012

radiopium

moin! wird zeit, dass ich mich mal eben ein wenig über volksverdummungsmedien auskotze, bevor es dann aber echt mit den wirklich, wirklich wichtigen themen weitergeht!

ich hab ja mal ein paar jahre für diverse radiosender in lohn und brot gestanden (u.a. einslive, hellweg-radio, radio leverkusen etc.). und nichts läge mir ferner, als die dort geleistete redaktionelle arbeit in frage zu stellen. no way. es geht hier nur um den musikalischen aspekt. einslive betrifft meine kleine schmähschrift nicht, denn zumindest ab 20 uhr schauen die ja gottseidank über den tellerrand, die nrw-lokalradios und sonstige formatradiosender leider nicht.

zum thema: neulich glitt ein interessanter bericht in der neon-jubiläumsausgabe zum thema radio-playlists durch meine finger, der im prinzip auf den selben erkenntnissen fußt, wie eine uralte kolumne, die ich vor 7 jahren mal für das discotheken-begleitblättchen "sonic tribune" geschrieben hab. das, was ich aber seinerzeit nur laut denken durfte, wird nun endlich untermauert und bestätigt: radio-rotations-playlisten werden ausschließlich für musikhasser zusammengestellt! immer dann, wenn beispielsweise mit slogans wie "die beste musik" oder "das beste aus 30 jahren" geworben wird, ist in jedem fall das schlechteste aus allen epochen drin: grottenlangweilige, totgedudelte, null-intelligenz-fordernde resterampen-grütze. kleinste-gemeinsame-nenner hits für größten gemeinsamen hörspaß. was der bauer nicht kennt...

warum das so sein muss, dazu nehmen die verantwortlichen ebenfalls stellung: radio sei ja nur ein sekundär-medium, welches den hörer doch bitte nicht von der arbeit ablenken solle, falls er eine hat.

eine symptomatische zustandsbeschreibung der wertigkeit von popularmusik im neuen jahrtausend, die der einfachen faustregel "darf nicht beim bügeln stören" genügen muss.

ausnahmen gibt's nicht. das allerdreisteste aber ist nach dieser erkenntnis, dass immer noch steif und fest behauptet wird, man habe tatsächlich "die beste musik", obwohl man zugibt, dass die gespielten songs "keine aufmerksamkeit abverlangen dürfen". das ist in etwa so als würd ich als bio-bananen-hersteller damit werben, dass meine früchte die besten sind, weil ich ausschließlich die erlesensten chemischen düngemittel benutze. passt nicht.

ihr blasierten besserwisser, die ihr euch programmschaffende, im schlimmsten fall kulturschaffende nennt, die ihr dem kleinen, unmündigen 08/15- hörer weismachen wollt, nur ihr wüsstet, welche musik er zu welcher tageszeit hören müsse, die ihr den sofortigen wiedererkennungswert eueres reizarmen programmes über eine sogenannte klangfarbe definiert, die lediglich ein paar trostlose grautöne abdeckt, schämt euch. und zu argumentieren, der hörer selbst bestimme doch das programm, ist absurd, wenn er lediglich in dem von euch vorgekauten eintopf rumstochern darf.

"einheit, die sich nicht in vielfalt gliedert, ist tyrannei" (blaise pascal).

formatradios: stinkender dung einer trägen wiederkäuergesellschaft mit abgestorbenen geschmacksnerven. widerliche dudelpampe für die denkfaule mehrheit. pseudo-kulturelles armutszeugnis für eine amorphe masse von treudoofen ja-sagern. es reicht. ich schalt ab. schöner als oliver kalkofe hätt ich's eigentlich eh nicht formulieren können: http://www.radioszene.de/formate.htm#kalkofe

p.s.: bitte nicht meine vorliebe zu trash-tv-formaten mit scheißradio verwechseln, ja?!

muttertag in hell

so!

bloggen statt joggen! in regelmäßiger unregelmäßigkeit geb ich from now on wieder meinen senf dazu. aktueller anlass ist die feststellung, dass dubstep spätestens durch alex clares "too close" ja nun auch den mainstream fest im griff hat. so schnell kann's gehen. hyper, hyper! tolles thema, aber will ich mich heute gar nicht weiter drüber auslassen. denn ich laboriere seit donnerstag letzter woche an einer lungenentzündung. bämm (sorry, jugendsprech, manchmal geht's eben nicht ohne)! schlimme erfahrung. fühlt sich an als hätte ich meine kopfhaut wundgehustet. wie ein radioaktiv verstrahlter ödland-wanderer. keine ahnung, wie der sich fühlt, aber so stell ich mir das vor. bin auch erst montag morgen zum doc getaumelt. mach ich sonst nicht, zum doc gehen, irgendwie wird sich das schon wieder einpegeln, dachte ich bisher. von wegen. hab also das muttertagswochenende schüttelfröstelnd mit husten, schwitzen, frieren und kacke drauf sein verbracht, including 8 pitschnasse t-shirts und mehrere hundert euro verdienstausfall. dazu noch dieses vermaledeite gute-laune-wetter mit strahlendem sonnenschein. igitt. das i-tüpfelchen auf meiner depression.

heut ist mittwoch, es soll gleich plästern wie aus kübeln, die antibiotika schlagen langsam an.

mein letzter (oder letztes?) blog hat mich vor knapp 3 jahren 300 euro wegen sexueller beleidigung gekostet (ein straftatbestand, den es bis dato übrigens noch gar nicht gab, heureka!), aber das war's wert. googelt die doch glatt ihren namen, und das einzige, auf was sie stößt, ist mein kleines plädoyer für eine gerechtere welt, auf das ich, aus verständlichen gründen, hier aber nicht näher eingehen werde, war aber alles halb so wild, affekthandlung, immerhin hat die mich theoretisch um 1 million, mit sicherheit aber um 32.000 euro gebracht, denn bis zu jener gewinnstufe wäre ich auch ohne einen verkackten joker gekommen, verdammt noch mal.

wer wäre da nicht latent angepisst?

in zukunft soll's hier aber eher um die wirklich wichtigen themen gehen, kulturellen werteverfall oder marco schreyl zum beispiel, die furunkeln am arsch unserer gesellschaft, formatradios, so was. um gute und schlechte und noch schlechtere mucke, um fragen rund um kulturelle ethik und die unfassbar penetrante verwendung von adlips in beyoncè-songs und autotune in kontemporärer popmusik for the mentally retarded. um volbeat auch. um gute schlagermusik (z.b. fantasy) oder schlechte schlagermusik (z.b. die toten hosen). irgendwie so.

ach, das wird bestimmt lustig. bis später. euer maiki.

p.s.: die 3 ersten posts von november 2009, helgoland olè und so... äh... ja, die hab ich einfach drin gelassen, die sollten die damals ermittelnde staatsanwaltschaft verwirren, aber das hat irgendwie nich so jefunzt.

Montag, 7. Mai 2012

How To Loot Brazil on Corporate Records

How To Loot Brazil on Corporate Records

3 albums and 1 EP now available by FREE DOWNLOAD or PAY WHAT YOU WANT terms!!

How To Loot Brazil is a critically acclaimed electro post punk band from germany that creates its own genre in passing: subversive disco strategies!!! if you like melvins, the smiths, bloc party, maths class, we are the physics, forward russia, franz ferdinand, descendents, ramones, depeche mode or hellacopters at the same time you will definitely fall in love with HOW TO LOOT BRAZIL!

Sonntag, 29. November 2009

Helgoland, olè!

Kein Mensch mit 8 Fingern kann das nachvollziehen! Glaube, Sitte, Heimat! Gedanken an Plasma!

Das Wetter macht wieder ein mal, was es will. Es kann nicht anders. Das Wetter ist, so Jakob Weiß und Alison Moosherz, tot! Doch wer unter uns kann schon von sich behaupten, es nicht zumindest doch nicht versucht zu haben? Wer? Na? Eben!!! Und Ebay wird auch immer teurer! Versand zahlt nun der Verkäufer, na, da kauf ich mir doch glatt eine aussortierte Langnese-Eistruhe, die Hauptsache ist doch, dass sie nicht dort klemmt, wo alles andere begann.

Erinnert ihr euch noch an den kleine Toaster, der auszog, die Welt zu erkunden. Nein? Gut, das war Anfang der 90er und wurde eigentlich nur im Religions-Unterricht publik gemacht.

Hier einmal eine kleine Erinnerungshilfe: Der kleine Toaster, der sich nach allabendlichen Grillwürstchen-Fetisch-Runden die Leber aus den Platinen quetschte und sich ohne Umschweife ein von Herzen nach Knäckebrot und Lachsersatz, Cellophan und Karies duftendes Eiteroxymoron aus den Rippen puhlte, trug in nicht unerheblicher Art und Weise zur stets von der Allgemeinheit als Ausdruck intuitiver Akzeptanz aller sich nach Rentenversicherungsbeiträgen und Alka-Seltza-Allergikern entfremdet und missachtet fühlenden Bevölkerungsgruppen, die, und das steht ja nicht erst in der allseits beliebten und allzu oft zitierten, gelblich nach allen Regeln der Kunst stinkenden Pestalozzi-Fibel für degenerierte Ex-Stasi-Denunzianten und Gratulanten aus allen Teilen der Welt so sicher wie ein in Fels gemeißeltes Credo aller Hobby-Satanisten aus Blut an der Mauer das Pfarramts, dazu bei, sein markantes und auch nach Jahren noch durch den großflächig kalkulierten 30er-Jahre Grünflächenamts-Klotz-und-Kleckerbau der rheinisch-westfälischen Arbeitnehmerschaft poliertes, stetig wachsendes Mitteilungsbedürfnis, das, in erster Linie, vermutlich auf Vernachlässigung des eigenen, und sage ich "eigenen" so meine ich eigentlich durch patronales Fremdverschulden uneigenes, nach vielerlei Antragsablehnungsgesuchen radikal zerschreddertes Egos, zurückzuführen ist, mal gehörig vor die Wand zu fahren, die Malermeister Plimke, der dem kleinen Toaster bereits mit weniger als 11 Jahren eine Standpauke in Sachen Zieharmonika-Pflege abseits aller scholastischen Bildungsaufträge gehalten hatte und dabei erstaunlich schick aus der blütenweißen Wäsche schaute, bereits anno 1901 aus verbrannter pommerscher Erde vor die niegelnagelneue Sportvereins-Baracke, die sich wie ein Öl-,Algen-, Hautcreme- und Fleckweg-verschlingendes, neunaugiges, tentakelförmiges, elfeckiges Oktaeder vor den staunenden Scharen taubenzuchtsport begeisterter Mehrzweck-Philanthropen auftürmte, gemauert!

Schade. Der Ärmste. Weg war er.